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Die Elfriede

Veröffentlicht am 11.01.2015

Heute möchte ich von Elfriede berichten. Sie ist ein Wesen, welches uns alle ständig begleitet. Meine Flötenschüler haben den Namen dafür gefunden. Es handelt sich um unsere innere Stimme. Man kann auch sagen, es ist unser innerer „Schweinehund“. Wenn ich eigentlich üben müsste, höre ich die Elfriede in mein Ohr flüstern: „Morgen ist auch noch ein Tag. Heute brauchst Du noch nicht zu üben. So schwer ist es ja auch nicht. Morgen …“. Und wie gern höre ich auf diese Elfriede. Am nächsten Tag müsste ich nun aber wirklich mal Flöte üben. Da höre ich schon wieder diese Elfriede und sie sagt: „Ach, was soll’s – morgen ist auch noch ein Tag“. Gern möchte ich ihr nachgeben. Und so wächst meine Elfriede mit jedem Nachgeben und in der Flötenstunde komme ich gebeugt zur Tür herein, denn eine dicke imaginäre Elfriede sitzt mir im Nacken und hat dafür gesorgt, dass ich fast gar nicht geübt habe. Was für ein doofes Gefühl, so unvorbereitet im Unterricht zu erscheinen. Nichts will klappen, meine Lehrerin macht ein enttäuschtes Gesicht und vermutet, dass mich die Elfriede besiegt hat. Ich schäme mich für meine Faulheit und ärgere mich über die dicke Elfriede. So habe ich mir selber ein Negativ-„Erlebnis“ geschaffen. Und wenn ich der Elfriede noch länger nachgebe, verliere ich den Anschluss und habe erst recht keine Lust mehr zum Üben. Und dann kann ich auch nichts Neues mehr lernen und verliere schließlich den Spaß am Flöte spielen. Insofern ist die Elfriede, so lustig es auch wirken mag, eine echte Gefahr. Und sie plagt nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen. Man kann sich gegen diese Elfriede wehren, indem man nicht auf sie hört. Dann wird sie immer dünner und eines Tages verschwindet sie (fast) ganz. Ich habe viel mehr Freude am Unterricht, komme gut voran und kann stolz auf mich sein.

Die Elfriede gibt es nicht nur bei den Flötenschülern. Es gibt auch eine Bügel-Elfriede, eine Hausaufgaben-Elfriede, eine Aufräum-Elfriede und noch viele andere. Jeder hat sie schon kennengelernt. In meinem Unterricht frage ich öfter mal nach der Elfriede oder schlage vor, sie einfach mal rauszuwerfen. Und dann macht es richtig Spaß, wenn wir zusammen Duette spielen, an neuen Etüden üben oder ein neues Vortragsstück, einen neuen Pop-Hit zur CD o.a. lernen. Dann ist der Flötenunterricht ein positives Erlebnis für jeden Schüler … und für die Lehrerin auch.